Interview Machbarkeitsstudie Senden: Wärmenetz zur nachhaltigen Wärmeversorgung von Schulen

Freuen sich über die Förderung der Machbarkeitsstudie zur nachhaltigen Wärmeversorgung: (v. l.): Christian Holterhues (wfc). Prof. Dr. Christof Wetter (Projektleitung WiEfm), Bürgermeister Sebastian Täger, Petra Volmerg (Gemeinde Senden), Jan Ortmann undFelix Kunert (beide von der BODE Planungsgesellschaft mbh in Münster. Foto: Anna Eckart (wfc)

Interview zu WiEfm Machbarkeitsstudien und deren Umsetzung
Petra Volmerg, Klimaschutzmanagerin Gemeinde Senden

 

Welche Erfahrung haben Sie bereits mit Wärmenetzen / kollektiven Wärmelösungen?

Derzeit gibt es mindestens zwei Wärmenetze in der Gemeinde Senden. Ein Wärmenetz wird im Ortsteil Ottmarsbocholt von dem BHKW eines Landwirtes versorgt. Dies beliefert eine große Sporthalle und den Grundschulkomplex des Ortes mit Wärme. Das zweite Netz ist im Bereich des Sportparkes Senden. Dort wurde ein BHKW installiert und liefert Wärme überwiegend zum Schwimmbad und Strom in den gesamten Sportpark.

 

Wie war Ihre Ausgangslage?

Im Fokus der Machbarkeitsstudie steht das Ziel, den Wärmebedarf in der Gemeinde Senden nachhaltig und klimafreundlich zu optimieren. Im Zentrum der Gemeinde liegen vier Schulen in unmittelbarem räumlichem Zusammenhang zueinander. Der gesamte Wärmebedarf dieses Schulkomplexes liegt bei 1.600 MWh/a. Bislang werden die vier Schulen mit Gas betriebenen Heizungsanlagen versorgt, die überwiegend zwischen 16 und 37 Jahre alt sind. Das bedeutet, dass die vorhandene Heiztechnologie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat. Die momentane Situation erfordert einen hohen Wartungsaufwand, weist aber einen geringen Wirkungsgrad auf. Das führt wiederum zu hohen Brennstoffkosten und angesichts des Alters der Anlagen droht jederzeit ein Totalausfall.

 

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, den WiEfm-Wärmegutschein zu nutzen, um Ihre Wärmeversorgung nachhaltig voranzubringen?

Aufgrund der räumlichen Nähe der vier Schulen zueinander ist es absolut sinnvoll, nach einer kollektiven Lösung für eine nachhaltige und zukunftsweisende Wärmeversorgung zu suchen.

Daher galt es im Rahmen der Studie zu prüfen, ob ein Nahwärmenetz, das mit einer gemeinsamem Heizzentrale nicht nur die Gebäude der Schulen beheizt, sondern auch weitere Liegenschaften einbezieht, umsetzbar ist. Weitere Wärmebezieher dieses Netzes könnten unter anderem die Gemeinde mit einem Kindergarten, die katholische Kirche mit Kindergarten, Pfarrheim und Kirche sowie ein Altenheim sein. Alle potentiellen Abnehmer befinden sich innerhalb eines Radius von 130 Metern.

Eine notwendige und unabhängige Analyse durch ein externes Ingenieurbüro kostet natürlich Geld. Da ist der Zuschuss in Höhe von 70 % durch den WiEfm-Wärmegutschein natürlich eine sehr gute Unterstützung. Mit der Umsetzung der Studie wurde das Ingenieurbüro Bode aus Münster beauftragt.

 

Welche Technologien/Szenarien haben Sie über WiEfm prüfen lassen?

Aufgrund der geringen Entfernung zwischen den einzelnen Gebäuden sowie des relativ hohen jeweiligen Wärmebedarfs wurden verschiedene Netztypen, Standorte und Betriebsvarianten untersucht. Je nach untersuchtem Standort der Heizungszentrale ergeben sich auch verschiedene Verläufe für ein Nahwärmenetz.

Zwei mögliche Standorte wurden für den Wärmeerzeuger identifiziert, wobei sich  – aufgrund nur geringer Unterschiede in der Netzlänge – die Wärmeabnahmeliniendichten nicht groß unterscheiden. Bei der Standortwahl hat das Ingenieurbüro unter anderem geprüft, wo eine Anlieferung von Biomasse problemlos möglich ist oder wo alternativ der Wärmeerzeuger mit Biomethan oder Erdgas versorgt werden kann.

Zudem wurden verschiedene Betriebsvarianten für die beiden Standorte überprüft: einmal als intermittierendes Nahwärmenetz und einmal als nicht intermittierendes Nahwärmenetz. Beim Konzept des intermittierenden Nahwärmenetzes wird jedes Gebäude mit einem Pufferspeicher ausgestattet. Die Hälfte der Pufferspeicher wird parallel geladen  und zeitgleich die andere Hälfte der Pufferspeicher entladen, sodass die Heizungszentrale lediglich z.B. zwei der angeschlossenen Schulen zeitgleich mit thermischer Energie versorgt. Beim nicht intermittierenden Betrieb werden alle Wärmeabnehmer direkt mit dem Nahwärmenetz verbunden. Technisch gesehen können beim intermittierenden Betrieb die Wärmeversorger geringer dimensioniert werden, während bei der Variante ohne große Pufferspeicher die Umwälzpumpen weniger Energie benötigen.

 

Welche Herausforderungen/Hemmnisse (Erfolgsfaktoren?) sehen Sie für die Umsetzung?

Einen großen Wert legen wir natürlich auf die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Die Studie hat die Investitions- und Betriebskosten der beiden Nahwärmenetz-Optionen gegenübergestellt und mit den dezentralen Wärmeerzeugern im Bestand verglichen. Letztlich aber gilt: die Unterschiede zwischen den einzelnen Netz- und Betriebsvarianten bringen durch die unterschiedliche Anlagentechnik und Auslegungsparameter, hinsichtlich ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte verschiedene Vor- und Nachteile. Diese müssen wir nun sorgfältig prüfen und die Ergebnisse in den weiteren Entscheidungsprozess einfließen lassen.

 

Welche Variante wird jetzt umgesetzt? (Wie geht’s weiter? Ausblick. Worin sehen Sie die Vorteile gegenüber anderen Arten der Erschließung?)

Insgesamt zeigt die Studie: Die Verwendung von regenerativen Brennstoffen wie Biomethan oder Holzhackschnitzeln in einem Nahwärmenetz führt in allen betrachteten Varianten zu geringeren Treibhausgasemissionen, was einen Beitrag zur Verringerung des anthropogenen Treibhauseffektes leisten und somit zur Verlangsamung des Klimawandels beitragen kann.

Die Studie liefert eine hervorragende Basis dafür, die Ergebnisse und das weitere Vorgehen nun mit den politischen Gremien zu diskutieren.

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