Interview Machbarkeitsstudie Warendorf: Nahwärmenetz in der Dorfbauerschaft Hoetmar


Beschreiben Sie kurz warum eine neue Wärmeversorgung notwendig war. (Neubaugebiet, alte Heizungen abgängig, gute Gelegenheit wegen Erdarbeiten,…)

Paul Schwienhorst:
Wir bauen auf unserem Ferienhof derzeit ein altes Gebäude um. Dort sollen Ferienwohnungen entstehen, bisher hat das Gebäude aber noch keine Heizung. Wir müssen also ohnehin was machen. Der eine oder andere Nachbar – die Höfe liegen hier recht dicht beieinander – hat eine sehr alte Heizung für Wohngebäude und Ställe, sodass man mit denen schon mal zusammenkommen könnte.

Im Rahmen der Erstellung unseres Dorfentwicklungskonzeptes hatten wir uns vor einigen Jahren auch schon Gedanken über eine nachhaltige Energieversorgung für Hoetmar Gedanken gemacht. Strom haben wir durch Windenergieanlagen und viele PV-Anlagen genug. Bei Wärme und Mobilität sind wir jedoch noch nahezu zu 100 % auf fossile und nicht regionale Energieträger angewiesen. Dort wollten wir ansetzen.


Was war ihr Beweggrund sich mit Alternativen zur „klassischen“ Erdgasversorgung auseinander zu setzen?

Paul Schwienhorst: Wie oben beschrieben haben wir uns schon vor einigen Jahren beim Dorfentwicklungskonzept mit Alternativen für die Wärmeversorgung in Hoetmar auseinandergesetzt. Damals hatten wir auch schon die Idee eines Wärmeverbundes zwischen mehreren Höfen, wir waren also für das Thema sensibilisiert. Die Fördermöglichkeit über WiEfm bot jetzt den Anlass die ersten Gedanken zu konkretisieren und über eine Umsetzung nachzudenken.

Für uns waren aber auch der Umwelt- und Klimaschutz sowie eine langfristige regionale Versorgung mit Rohstoffen wichtige Aspekte. Als Landwirte denken wir schon immer in langen Zeiträumen und betreiben die Höfe häufig schon über viele Generationen in der Familie. Daher liegt uns eine nachhaltige Wirtschaftsweise am Herzen.


Welche Versorgungsmöglichkeiten haben Sie über WiEfm prüfen lassen? Welches Referenzszenario haben Sie dem gegenüber gestellt?

Paul Schwienhorst: Das Referenzszenario war die aktuelle Versorgung mit Heizöl bzw. Flüssiggas. Dort ist es sehr schwer zu prognostizieren wie sich die Preise entwickeln werden.

Unsere erste Alternative war die Biogasanlage eines Nachbarn, die allerdings über einen Kilometer entfernt steht, aber noch Abwärme über hätte. Die kleiner werdende Restlaufzeit der EEG-Vergütung, die Kosten durch die Leitungsverluste und die Unsicherheit ob die Anlage danach weiter betrieben wird machen den Business Case kompliziert.

Die zweite Alternative war eine Wärmeversorgung über eine neu zu errichtende Heizzentrale in der Hackschnitzel verbrannt werden. Eine Variante sah auch eine Solarthermieunterstützung vor.


Was soll jetzt tatsächlich umgesetzt werden?

Paul Schwienhorst: Sobald sinnvoll soll die zweite Variante, also eine Versorgung mit Wärme aus Holzhackschnitzeln umgesetzt werden. Die Umsetzung findet noch nicht sofort statt, weil die Heizung des einen Nachbarn mit großem Anteil an der Wärmeabnahme noch nicht alt genug ist um ausgetauscht zu werden. Steigen jedoch die Preise für die aktuellen Energieträger bzw. altern die Heizungen, sind wir sofort handlungsfähig.


Welche Gründe haben Sie bewegt, sich für die Nahwärmelösung zu entscheiden? Worin sehen Sie die Vorteile gegenüber anderen Arten der Erschließung?

Paul Schwienhorst: Es gibt drei Hauptgründe:

  1. Wir versprechen uns finanzielle Vorteile davon, zumindest auf lange Sicht.
  2. Die Heizsysteme sind viel Effizienter, es wird also weniger Brennstoff benötigt, der dadurch auch regional erzeugt werden kann. Für den Einzelnen wird auch der Wartungsaufwand geringer und man spart Arbeitszeit, die man in den Betrieb investieren kann.
  3. Die Nachhaltigkeit durch den Einsatz erneuerbarer, regional erzeugter Energien spielt für uns ebenfalls eine große Rolle.


Haben Sie Erfahrung mit Nah- oder Fernwärmenetzen?

Paul Schwienhorst: Bisher noch gar keine. Wir sind Landwirte und keine Energieversorger.

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