Warendorf: Nahwärmenetz in der Dorfbauerschaft Hoetmar

Nahwärmenetz in der Dorfbauerschaft Hoetmar
Nahwärmenetz in der Dorfbauerschaft Hoetmar

Projektbeschreibung

Im Ortsteil Hoetmar der Stadt Warendorf stehen in der Dorfbauerschaft Hoetmar einige Gebäude und Hofstellen vor der Umstellung / Sanierung ihrer teils über 25 Jahre alten Ölheizungen. Einige dieser Höfe werden noch landwirtschaftlich genutzt und weisen einen hohen Energiebedarf auf.
Durch den „Arbeitskreis Energie“, der sich im Rahmen der Umsetzung des Dorfentwicklungskonzeptes Hoetmar 2030 gebildet hat, wurden erste neue Wärmekonzepte entwickelt. Ziel der Neukonzeption ist es, eine möglichst günstige, auf Basis lokal vorhandener Agroreststoffe und regenerativen Ressourcen aufbauende Wärmeversorgung zu realisieren. Den Beteiligten schwebt die Errichtung eines Nahwärmenetzes vor, welches ein hohes Maß regenerativ bereitgestellter Wärmeenergie enthält. Es wurden bereits viele Gespräche zwischen den Beteiligten geführt und es wurden erste Daten zu den Energieverbräuchen zusammen getragen sowie mögliche Verlegungswege eines Nahwärmenetzes besprochen.
Diese Studie soll dazu dienen, eine Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen zu erarbeiten und das für die Situation vor Ort technisch/betriebswirtschaftlich optimale Wärmekonzept zu erarbeiten. Hierzu sollen die derzeitigen Kenndaten für die Struktur der Wärme- und Stromlastgänge ermittelt und verschiedene Technologie- und Versorgungsvarianten verglichen sowie eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchgeführt werden.
Weiterhin sollen die lokalen Stadtwerke Warendorf in das Projekt eingebunden werden. Diese können ihr Wissen um die Verlegung / den Betrieb von Versorgungsnetzen und ihre Expertise in der Abrechnung einbringen, sie können aber auch ggf. als zusätzlicher Finanzier des Projektes eingebunden werden.

Technische Daten

Technologien

Folgenden Technologien wurden in der Machbarkeitsstudie untersucht:

  • Nahwärmenetz
  • Holzhackschnitzel-Heizung
  • Solarthermie
  • Flüssiggas-BHKW
  • Öl-Spitzenlastkessel

Wärmequellen

Dabei kommt die Wärme aus folgenden Wärmequellen:

  • Abwärme Biogasanlage
  • Holzhackschnitzel
  • Solarstrahlung
  • Flüssiggas
  • Heizöl EL

Szenarien

Es wurden 6 Szenarien untersucht. Die Szenarein 1 – 4 sind auf die Dorfbauerschaft Hoetmar beschränkt, wo 7 Abnehmer über einen Nahwärmeverbund versorgt werden und eine Laufzeit von 20 Jahren angenommen wird.

Variante 1: Nahwärmeverbund mit Holzhackschnitzel-Heizung (100 kW)

Variante 2: Nahwärmeverbund mit Holzhackschnitzel-Heizung (60 kW) + Spitzenlastkessel Öl

Variante 3: Nahwärmeverbund mit Holzhackschnitzel-Heizung (60 kW) + Spitzenlastkessel Öl + Solarthermie

Variante 4: Nahwärmeverbund mit Flüssiggas-BHKW (50 kWel + 100 kWth) + Spitzenlastkessel Öl

In den Varianten 5 und 6 wird die nahegelegene Biogasanlage mit eingebunden. Hier wurden zwei unterschiedliche Laufzeiten der Biogasanlage untersucht, da im Jahr 2014 ein neues BHKW an der Anlage dazukam und die maximale Laufzeit momentan nicht vorhergesagt werden kann. Auch die Zahl der Anschlussnehmer wurde je nach Szenario erhöht.

Variante 5: Nahwärmenetz mit Integration der Biogasanlage, 12 Jahre Laufzeit, 13 Abnehmer

Variante 6: Nahwärmenetz mit Integration der Biogasanlage, 17 Jahre Laufzeit, 43 Abnehmer

Nachhaltigkeit und CO2-Einsparungen

Bei der Endenergie gibt es keine Einsparung, da sich z. T. die Gebäudenutzung ändert und sich die Anschlussnehmerzahl somit erhöht. Daher gibt es eine erhöhte Wärmebereitstellung.

Die erneuerbare Energiebereitstellung von Wärme der Varianten 1 bis 3 ist nachfolgend aufgeführt:

  • Variante 1:    519 MWh/a*
  • Variante 2:    360 MWh/a*
  • Variante 3:    370 MWh/a*

*Eigene Berechnungen anhand von Daten des Ingenieurbüros

Die CO2-Einsparungen der Varianten 1 bis 3 bezogen auf die erhöhte Wärmebereitstellung sind die folgenden:

  • Variante 1:    129,6 t/a
  • Variante 2:      72,6 t/a
  • Variante 3:      79,1 t/a

Übertragbarkeit und Umsetzungspotenzial

Übertragbarkeit

Die Ausgangslage ist im ländlichen Raum des Projektgebiets häufig anzutreffen und daher gut übertragbar. Biogasanlagen können hier ihre Abwärme nutzbringend abführen. In Dorfbauerschaften ohne Anbindung an ein Gasnetz kann ein Holzhackschnitzelkessel zusammen mit einem Wärmenetz Heizöl und Flüssiggas regenerativ ersetzen.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Die Studie stellt für die Varianten 1 und 5 einen Heizkostenvergleich für ein Wohnhaus mit einem Nutzwärmebedarf von 25.500 kWh pro Jahr auf. Dabei wird die zukünftige Versorgung durch die Nahwärme verglichen mit einer bestehenden Versorgung mittels Heizöl (entspricht 3.000 Litern) oder Flüssiggas (entspricht 33.300 kWh).

Nach einer Laufzeit von 15 Jahren hat die Nahwärme bei Variante 1 einen finanziellen Vorteil gegenüber Öl von 2.226 €/a und gegenüber Gas von 2.171 €/a. Bei Variante 5 beläuft sicher der Vorteil nach 15 Jahren bei der Versorgung durch Nahwärme anstelle von Öl auf 4.756 €/a und anstelle von Gas auf 9.698 €/a.

Der Business Case der Varianten 5 und 6 (Einbindung der Biogasanlage in über einem Kilometer Entfernung) ist wegen der Kosten durch die Leistungsverluste, die schwindende Restlaufzeit der EEG-Vergütung und der Unsicherheit des anschließenden Weiterbetriebs der Anlage kompliziert.

Umsetzungspotenzial

Im Rahmen des Dorfentwicklungskonzepts wurde das Thema nachhaltige Energieversorgung bereits vor einigen Jahren angesprochen und nun durch die Fördermöglichkeit von WiEfm im Wärmesektor konkretisiert. Die Versorgung mit Wärme aus Holzhackschnitzeln soll umgesetzt werden, sobald dies sinnvoll ist. Ausschlaggebend dafür sind für die Auftraggeber der Studie die Preisentwicklung der aktuell verwendeten Energieträger sowie das Alter der bestehenden Heizungsanlagen.

Kennzahlen aus der Antragsphase

(bisherige Annahmen)

Endenergieeinsparung: –
Erneuerbare Energiebereitstellung: 640 MWh/a
CO2-Einsparung: 202 t/a
(erneuerbare Nahwärme statt Heizöl)

Machbarkeitsstudie

Kosten: 4.165,00 €
Förderung: 2.915,50 €
Laufzeit der Machbarkeitsstudie: Feb. – Nov. 2017

Antragsteller

Interessensgemeinschaft Nahwärmenetz Dorfbauerschaft
Hoetmarer Dorfbauerschaft 10
48231 Warendorf
02585-1237
info@ferienhof-schwienhorst.de

Durchführendes Unternehmen

iNeG IngenieurNetzwerk Energie eG
Arkadenstraße 5
49186 Bad Iburg
+49 (0)5403 – 7243970
info@ineg-energie.de
www.ineg-energie.de

Interview

Hier geht es zum Interview über die Machbarkeitsstudie.

Abschlussbericht

Hier können Sie die Machbarkeitsstudie herunterladen.