Kommunale „Wärmenutzungspläne“ – Pioniere Neuenkirchen, Recke und Greven

Ihre kommunalen „Wärmenutzungspläne“ in Empfang nehmen konnten am 21. April die Stadt Greven sowie die Gemeinden Neuenkirchen und Recke. Die wertvollen Informationen hieraus dienen den Kommunen nun u.a. als Planungsinstrument für wichtige Aufgaben wie die Bauleitplanung oder die Entwicklung eines Bebauungsplanes.

Bis zum Jahr 2050 möchte der Kreis Steinfurt energieneutral werden. Während der Zubau erneuerbarer Energien erfolgreich vonstatten geht, bedarf gerade der Wärmesektor weiterer Anstrengungen. Insgesamt macht der Wärmebereich sogar 47 Prozent des gesamten Endenergieeinsatzes im Kreis Steinfurt aus. Hier bedarf es in den nächsten Jahren größerer Anstrengungen, um einerseits Energie einzusparen und andererseits die dann noch benötigte Energie erneuerbar zu Verfügung zu stellen.

Aus diesem Grunde wurden im vergangenen Jahr im Rahmen eines Klimaschutzteilkonzepts für die drei ausgewählten Kommunen so genannte Wärmenutzungspläne erstellt.

Laut Ulrich Ahlke, Leiter des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, hat der Kreis Steinfurt als überwiegend ländlich geprägter Kreis bestimmte Eigenschaften. So sei die Wohnbebauung in den Kommunen durch eine relativ hohe Anzahl an Ein- und Zweifamilienhäuser gekennzeichnet. Und: „An vielen Stellen bewohnen ältere Menschen ältere Häuser“, ergänzt Ahlke. Dieser demografische Aspekt stelle auch die Städte und Gemeinden in ihren Planungen vor große Herausforderungen. „Wärmenutzungspläne bringen uns hier weiter“, so der Amtsleiter.

Die Kosten für das zwölfmonatige Projekt in den drei Modellkommunen beliefen sich auf insgesamt 90.000 Euro, das Bundesumweltministerium und der Kreis Steinfurt beteiligten sich hieran je zur Hälfte.

Als Auftragnehmer des Projektes fungierte die FH Münster in Kooperation mit infas enermetric aus Greven.

Sanierungsszenarien entwickeln

Prof. Christof Wetter skizzierte in dem Pressegespräch einige Funktionen des neuen Wärmekatasters, die den drei Kommunen nun zur Verfügung stehen. Zum einen den „Web-Viewer“, der die Möglichkeit bietet, in Echtzeit Daten von bestimmten Gebäuden individuell abzurufen, um hieraus konkrete Sanierungsszenarien zu entwickeln. „In dieser Genauigkeit hat es das noch nie gegeben“, erläuterte Wetter die Besonderheit des Projektes. Zudem bestehe auch die Möglichkeit, gesamte Wohnquartiere nach ihrer energetischen Ausrüstung zu charakterisieren. Dazu, so Wetter, habe man sich überlegt, in welchem Alter  bzw. in welchen Lebensphasen die Bewohner überhaupt in energetische Anlagen investierten. Dies seien im Wesentlichen zwei Gruppen, zum einen die 30- bis 40-Jährigen in der „Nestbauphase“, und zum anderen die 50- bis 65- Jährigen, die noch einmal „Geld in die Hand“ nähmen. Schließlich sollte eine Heizungsanlage in der Regel nach ca. 20 Jahren ausgetauscht werden.

Darüber hinaus befindet sich in dem neuen Online-Wärmekataster ein Wärmenetzplaner, der z.B. Aufschluss über den Anschlussgrad an das Erdgas gibt. Außerdem können Daten zu erneuerbaren Energien wie Geothermie und Photovoltaik oder Fernwärme abgefragt werden.

(Quelle: Wirtschaft Münsterland – Für den Kreis Steinfurt, Ausgabe 3/2016, Foto: Michael Hemschemeier)