Interview Machbarkeitsstudien Warendorf: Neubaugebiete Kardinal-von-Galen Straße und In de Brinke

Stadtwerke Warendorf GmbH
27.09.2018
Presseinformationen

Interview zur WiEfm Machbarkeitsstudie und deren Umsetzung

1. Welche Erfahrung haben Sie bereits mit Wärmenetzen / kollektiven Wärmelösungen?
Wir befinden uns derzeit in der Umsetzung eines ersten Wärmenetzes in dem Warendorfer Neubaugebiet „nördlich Kardinal-von-Galenstraße“. Dort sollen 21 Neubauten an die Wärmeversorgung angeschlossen werden. Dieses Netz wurde vorab im Rahmen des WiEfm Förder-Projektes durch eine Machbarkeitsstudie (Wärmegutschein) untersucht. Die Prüfung bezog sich darüber hinaus auch auf eine größere Netzvariante in der untersucht wurde, mehrere öffentliche Gebäude (Schulen, Kindergarten, Hallenbad) mit an ein zu errichtendes Nahwärmenetz anzuschließen. Diese große Lösung stellt eine zukünftige konsequente Weiterentwicklung der ökologischen Sanierung des Quartiers dar. Im ersten Schritt wird zunächst das Neubaugebiet mit der effizienten Wärmeversorgung erschlossen.
Im Rahmen des WiEfm-Projektes haben wir einen weiteren Wärmegutschein für das zukünftig geplante Neubaugebiet „In de Brinke“ in Warendorf bewilligt bekommen. Hier sollen zwischen 400 und 500 Wohneinheiten entstehen. Aufbauend auf den Erfahrungen des ersten Wärmegutsscheins, befinden wir uns nun in einer weiteren Machbarkeitsstudie, gefördert durch das BMWI „Wärmenetze 4.0“. Hier wird insbesondere untersucht, inwieweit wir ein Wärmenetz mit einem hohen Anteil Erneuerbarer Energien und Abwärmenutzung aus der Warendorfer Kläranlage realisieren können.

2. Wie war Ihre Ausgangslage? Warum ist eine neue Wärmeversorgung notwendig? (Neubaugebiet, alte Heizungen abgängig, gute Gelegenheit wegen Erdarbeiten,…) Was war ihr Beweggrund sich mit Alternativen zur Erdgasversorgung auseinander zu setzen?
Der Energiebedarf bei Neubauten ist aufgrund der gesteigerten Energieeffizient stark gesunken, gleichzeitig wünschen sich viele Bauherren Autarkie in der Versorgung mit Wärme und Strom. Aus diesem Grund verlegen die Stadtwerke Warendorf in Neubaugebieten keine Gasleitungen mehr. Diese Entscheidung beruht auch auf unseren Erfahrungen, die wir mit den letzten mit Gasnetzen erschlossenen Baugebiete gemacht haben, bei denen teilweise nur noch 30% der Neubauten an das Erdgasnetz angeschlossen wurden. Wir haben uns daher intensiv mit dem Thema Nahwärme auseinandergesetzt. Wir haben die verschiedenen Heizsysteme miteinander verglichen und dabei insbesondere die Wirtschaftlichkeit des Systems für die Kunden sowie die Umweltauswirkungen betrachtet. Die Stadtwerke Warendorf sind auf Basis dieser Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass eine Nahwärmeversorgung in allen untersuchten Bereichen Vorteile sowohl für die Kunden bzw. Bauherren als auch für den Versorger sowie für die Umwelt bringt.

3. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, den WiEfm-Wärmegutschein zu nutzen, um Ihre Wärmeversorgung nachhaltig voranzubringen?
Wir haben uns dazu entschieden, weil die unter Punkt 2 aufgelisteten Untersuchungen schon beschlossen waren und bereits ein Kontakt zur FH-Münster bestand. Deshalb war die Förderung der Wärmegutscheine eine passende Möglichkeit unterschiedliche Versorgungsvarianten untersuchen zu lassen. Zudem gefällt uns der Ansatz der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes. Durch die Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten konnten viele Blickwinkel beleuchtet und die optimale Lösung für das Quartier gefunden werden.

4. Welche Technologien/Szenarien haben Sie über WiEfm prüfen lassen?
Unter anderem wurde der Einsatz einer Biomassefeuerung und eines Spitzenlastkessels Gas beleuchtet. Zusätzlich sollte noch ein kleines Gas BHKW errichtet werden um die niedrige Wärmemenge in den Sommermonaten zur Verfügung stellen zu können. Umgesetzt im Neubaugebiet wird jetzt zunächst ein Gas-BHKW in einer angrenzenden Schule. Den dort befindlichen Wärmeerzeuger (Gasheizung) betreiben die Stadtwerke bereits im Contracting und somit ist ein Großteil der benötigten Technik bereits vor Ort vorhanden. Diese Lösung hat den großen Vorteil, dass durch die existierende Infrastruktur die Investitionskosten und somit die anschließenden Wärmekosten unschlagbar günstig gestaltet werden konnten. Je nach Entwicklung bezüglich des Baus einer große Netzvariante im Schulviertel und der Einbindung öffentlicher Gebäude soll zukünftig eine weitere Heizzentrale entstehen und die Wärmeerzeugung zunehmend auf erneuerbaren Energieträgern basieren.

5. Welche Herausforderungen/Hemmnisse (Erfolgsfaktoren?) sehen Sie für die Umsetzung?
Wir sehen überwiegend Vorteile in der zukünftigen Umsetzung der Fernwärmegebiete in Warendorf. Mit den geplanten Projekten ergeben sich für alle Beteiligte Win-Win Situationen.
Die Kunden erhalten preiswerte Wärme und haben im Rahmen der Bauphase nur mit vergleichsweise günstigen Investitionskosten zu rechnen. Die Stadtwerke Warendorf setzen auf ein neues innovatives und umweltfreundliches Geschäftsfeld.
Aber vor allem profitiert die Umwelt durch die effiziente Nutzung der Wärme und den Einsatz regenerativer Energieträger. Die CO2 Emissionen werden durch den Einsatz von Nahwärme erheblich reduziert und somit wird die Energiewende vor Ort umgesetzt.

6. Welche Variante wird jetzt umgesetzt? (Wie geht’s weiter? Ausblick. Worin sehen Sie die Vorteile gegenüber anderen Arten der Erschließung?)
Siehe Antworten oben.

zur Machbarkeitsstudie Warendorf: Neubaugebiet Kardinal von Galen Straße

zur Machbarkeitsstudie Warendorf: Neubaugebiet In de Brinke