Interview Machbarkeitsstudie Rheine: Wärmekonzept Eschendorfer Aue

1. Welche Erfahrung haben Sie bereits mit Wärmenetzen / kollektiven Wärmelösungen?
Die Stadt Rheine hat bis zum Projekt „Eschendorfer Aue“ noch kein Wärmenetz in einem Wohngebiet umgesetzt. Anhand von wissenschaftlichen Studien wurden Wärmenetze für verschiedene Gebiete im Stadtgebiet berechnet und dargestellt.

2. Wie war Ihre Ausgangslage?
(Warum ist eine neue Wärmeversorgung notwendig? (Neubaugebiet, alte Heizungen abgängig, gute Gelegenheit wegen Erdarbeiten,…)
Das Gebiet ist ein ehemaliger Kasernenstandort und wird nun zu einem Wohngebiet umgewandelt. Alle Altgebäude werden zurück gebaut und für eine Neunutzung hergerichtet.
Was war ihr Beweggrund sich mit Alternativen zur Erdgasversorgung auseinander zu setzen?)

Der Rat der Stadt Rheine hat im Jahr 2013 den „Masterplan 100% Klimaschutz“ für Rheine einstimmig verabschiedet. Diese setzt hohe Ziele für Rheine im Jahr 2050. Die Treibhausgase sollen um 95% und die Endenergie um 50% gegenüber 1990 gesenkt werden. Dieses war Ansporn für die Prüfung von verschiedenen Wärmenetzkonzepten.

3. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, den WiEfm-Wärmegutschein zu nutzen, um Ihre Wärmeversorgung nachhaltig voranzubringen?
Für die Ist-Analyse war eine nähere wissenschaftliche Betrachtung notwendig, welche durch WiEfm gefördert werden konnte.

4. Welche Technologien/Szenarien haben Sie über WiEfm prüfen lassen?
Für das Gebiet wurden zentrale und dezentrale Heizungssysteme untersucht. Hierbei wurde differenziert in fossile und regenerative Systeme. Bei den Wärmenetzen wurde ein Gas-BHKW als Referenzobjekt ausgelegt und parallel ein Niedrigtemperaturnetz und ein Kalt-Wärmenetz auf Basis von Erdwärme.

5. Welche Herausforderungen/Hemmnisse (Erfolgsfaktoren?) sehen Sie für die Umsetzung?
Die Umsetzung eines Wärmenetzes für die Straßenzüge mit vorrangiger Mehrfamilienhausbebauung wurde vom Rat der Stadt Rheine beschlossen. Eine Herausforderung könnten die verschiedenen Stufen der EnEV sein, welche den Wärmebedarf der Folgejahre nur schwer abschätzen lässt. Zudem ist nicht bekannt in welcher Qualität die neuen Gebäude errichtet werden.

6. Welche Variante wird jetzt umgesetzt? (Wie geht’s weiter? Ausblick. Worin sehen Sie die Vorteile gegenüber anderen Arten der Erschließung?)

Gebaut wird ein modulares Gas-BHKW, welches ein Nahwärmenetz speist. Die Wärmegewinnung aus Erdwärme war aus verschiedenen Gründen nicht zu realisieren (Platzbedarf Bohrungen, Wirtschaftlichkeit). Die Umsetzung erfolgt durch die Stadtwerke Rheine. Die erste Stufe des BHKW wird im Jahr 2019 ans Netz gehen. Bis zum Jahr 2022 soll das Quartier vollständig erschlossen sein und die letzten Nahwärmeleitungen liegen.

7. Welchen Beitrag hatte der WiEfm-Wärmegutschein für das Projekt und was könnte WiEfm in Zukunft für das Projekt bedeuten?
Der Wärmegutschein hat die Grundlagen für die Umsetzung des Projektes gelegt. Durch die Förderung konnte wissenschaftlich untersucht werden, welche Varianten der Wärmeversorgung für den Standort Eschendorfer Aue in Frage kommen. Zukünftig kann auf dem Wissen, die Erfahrungen und Kontakte, die im Rahmen von WiEfm entstanden, aufgebaut werden.

8. Welchen Einfluss hat das Projekt auf die Region und ist ein solches Projekt auf andere Standorte übertragbar und anwendbar?
Das Projekt der Eschendorfer Aue zeigt, dass Nahwärmenetze in neuen Wohngebieten eine nachhaltige Möglichkeit der Wärmeversorgung darstellen. Aufgrund der großen Nachfrage nach Bauplätzen kann durchaus festgehalten werden, dass ein solches Konzept auch für andere Kommunen und Baugebiete interessant sein kann.

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