Interview Machbarkeitsstudie Coesfeld: Energiekonzept Restholz-Nutzung zur Versorgung von Unternehmen

Freuen sich über die Förderung der Machbarkeitsstudie zur nachhaltigen Wärmeversorgung: (v. l.): Tim Steindamm und Heiko Hupfeld (Seeger Engineering), Daniel Bieber und Hendrik Voß (Parador), Prof. Dr. Christof Wetter (Projektleitung WiEfm) und Christian Holterhues (wfc). Foto: Anna Eckart (wfc)

Interview zu WiEfm Machbarkeitsstudien und deren Umsetzung – Firma Parador GmbH & Co.KG

Welche Erfahrung haben Sie bereits mit Wärmenetzen / kollektiven Wärmelösungen?
Die Parador GmbH & Co. KG mit Sitz in Coesfeld betreibt am Standort Coesfeld eine Holzfeuerung sowie mehrere Ölkessel zur Erzeugung von Heißwasser und Thermoöl. Bislang gibt es ein Wärmenetz, das als Heißwassernetz geplant und betrieben wurde und derzeit als Warmwassernetz mit einer maximalen Vorlauftemperatur von aktuell unter 100 °C betrieben wird. Über dieses Netz wird auch ein benachbarter Betrieb mit Fernwärme versorgt. Dieser Betrieb hat einen Bedarf im Umfang von > 1000 MWh/a Bedarf, der  teilweise über Wärmelieferung durch Parador, zum Teil aber auch über den eigenen Ölkessel der Firma sichergestellt wird.

Wie war Ihre Ausgangslage?
Die Holzfeuerungsanlage soll durch eine neue holzbefeuerte Anlage ersetzt werden, da der bestehende Kessel aus dem Jahre 1978 nur noch bedingt geeignet ist, die Bestandsversorgung sicherzustellen. Zudem ist die Gesamtversorgungssituation auch vor dem Hintergrund des Ausbaus eines Wärmenetzes mit benachbarten Betrieben und vor dem Hintergrund der Maximierung der eigenen Holzreststoffanfalls zu optimieren, mit Ziel den Erneuerbaren-Energien Anteil zu steigern, die Anlageneffizienz zu verbessern und eine weitgehende Nutzung der anfallenden Sortimente zu ermöglichen.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, den WiEfm-Wärmegutschein zu nutzen, um Ihre Wärmeversorgung nachhaltig voranzubringen?
Mit Hilfe des Wärmegutscheins sollte geprüft werden, inwieweit die Wärmeversorgung optimiert werden kann. Durchgeführt wurde die Machbarkeitsstudie vom Ingenieurbüro Seeger Engineering aus Hessen. Ziel der Machbarkeitsstudie war es, die gesamte Wärmeerzeugungs- und Verteilsituation im Unternehmen aufzunehmen, zu bewerten, und in Form eines zukunftsweisenden Energiekonzeptes zur Wärmeversorgung neu auszurichten. Dazu erfolgte in einem ersten Schritt eine detaillierte Bestandsaufnahme der Wärmeerzeugungsanlagen, des Wärmeverteilsystems, des Raumheizungssystems und der technischen Verbraucher. Außerdem wurde die mögliche wärmetechnische Einbindung der Laminatpressen ebenfalls analysiert, um die energetische Nutzung von Holzresten zu optimieren und die Kosten von fossilen Energieträgern zu reduzieren.

Auf Basis dieser Ergebnisse wurde geprüft, ob weitere Wärmekunden aus der Nachbarschaft angeschlossen und damit das Wärmenetz weiter ausgebaut werden kann.

Welche Technologien/Szenarien haben Sie über WiEfm prüfen lassen?
Die zu untersuchenden Technologien waren insbesondere potentiell einzusetzende Energiespeicher wie Brennstoffsilos und Warmwasserspeicher, die insbesondere vor dem Hintergrund der Gleichzeitigkeiten von Wärmebedarf und Holzanfall von Bedeutung sind. Das Ziel ist klar: ein hoher Anteil Erneuerbarer Energien sowie eine gute Wirtschaftlichkeit.  Außerdem wurden Wärmeerzeugungssysteme zur Wahl des richtigen Kesseltyps, beispielsweise Thermoölkessel, Heißwasserkessel, Warmwasserkesse sowie die für die Energiezufuhr der Kessel relevante Brennstoffwahl  (Holzsortimente, Öl) geprüft. Darüber wurde in Abhängigkeit von Wärmebedarf und Holzverfügbarkeit der Einsatz von ORC-Technologien zur Stromerzeugung geprüft.

Zudem ist auf einigen Dachflächen eine PV-Anlage installiert, einige Dächer sind noch nicht belegt und könnten mit einer Solarthermieanlage belegt werden, sofern statisch zulässig und ökonomisch sinnvoll.

 Welche Herausforderungen/Hemmnisse (Erfolgsfaktoren?) sehen Sie für die Umsetzung?
Die Ergebnisse der Studie haben deutlich gemacht: Vor dem Hintergrund der Holzüberschüsse sollte versucht werden, neben Parador auch externe Wärmekunden einzubeziehen und bei diesen den Heizölbedarf zu reduzieren beziehungsweise komplett durch die Holzenergiebereitstellung von Parador zu ersetzen. Bei einem benachbarten Betrieb geschieht dies bereits. Weitere Wärmeabnehmer und damit -Kunden müssen gefunden und könnten über die Parador-Anlagen zumindest teilversorgt werden. Hierfür sind zunächst Gespräche mit den umliegenden potentiellen Wärmekunden notwendig, um diese grundsätzlich zu überzeugen.

Welche Variante wird jetzt umgesetzt? (Wie geht’s weiter? Ausblick. Worin sehen Sie die Vorteile gegenüber anderen Arten der Erschließung?)
Die Machbarkeitsstudie hat deutlich gemacht: das Potential für ein Wärmenetz ist grundsätzlich vorhanden. Ebenso wurde deutlich, dass der Einsatz von Solarthermie als Alternative oder Ergänzung zum erneuerbaren Energieträger Holz am Standort nicht darstellbar ist.  Um den Aufbau eines Wärmenetzes zu konkretisieren, sind für die interessantesten Abnehmer weitere detaillierte Untersuchungen und Verhandlungen zu führen. Durch die durch die Machbarkeitsstudie vorgeschlagenen Maßnahmen ergeben sich  CO2-Einsparungen von ca. 1.400 t/a sowie zusätzliche Mengen abhängig vom gewählten Szenario, sofern zukünftig  auch externe Wärmekunden versorgt werden.

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