Welche Erfahrung haben Sie bereits mit Wärmenetzen / kollektiven Wärmelösungen?
Die Bioenergie Guntrup betreibt eine Biogasanlage mit zwei Blockheizkraftwerken mit einer elektrischen Leistung von 370 kW bzw. 190 kW, sowie einer thermischen Leistung von 436 kW bzw. 219 kW. Die anfallende Wärme wird derzeit für die Beheizung der Fermenter, sowie der Versorgung einiger Wohn- und Wirtschaftsgebäude genutzt. Dazu wird über eine ca. 3,5 km lange Wärmeleitung ein Gewächshaus mit Wärme versorgt.
Neben der Bioenergie Guntrup wird das Gewächshaus auch von der Bioenergie Greven, einer weiteren Biogasanlage mit Wärme versorgt. Zur Speicherung der Wärme steht am Gewächshaus ein Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 400 m³.
Somit haben bereits Erfahrungen mit dem Betrieb eines Wärmenetzes an einer Biogasanlage. Die Gesamtlänge des Wärmenetzes beträgt ca. 6 km. Der Umsatz liegt bei 4 Mio. KWh.
Wie war Ihre Ausgangslage?
Die Wärmeversorgung des Grevener Stadtgebietes erfolgt bislang rein über Gas und andere konventionelle Medien. Ein ca. 2 km² großes Stadtquartier Grevens befindet sich in der Nähe des vorhandenen Wärmenetzes.
Da bereits ein Wärmenetz von uns betrieben wird und wir sehen, wie gut dieses funktioniert, war die Motivation groß weitere Möglichkeiten zu untersuchen. Warum sollten nicht auch Teile der Grevener Bevölkerung an ein Wärmenetz angebunden werden?
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, den WiEfm-Wärmegutschein zu nutzen, um Ihre Wärmeversorgung nachhaltig voranzubringen?
Mit dem WiEfm-Wärmegutschein hatten wir die Möglichkeit, genauer zu untersuchen, ob der Betrieb eines Wärmenetzes für das ausgewählte Stadtquartier funktioniert.
Uns war vor allem die wirtschaftliche Unterstützung bei der Planung sehr wichtig. So konnten wir abschätzen, in wieweit das Vorhaben rentabel betrieben werden kann, also mit dem Gutachten unser wirtschaftliches Risiko minimieren.
Welche Technologien/Szenarien haben Sie über WiEfm prüfen lassen?
In einem groß dimensionierten Konzept sollte die Möglichkeit einer Nahwärmeversorgung für ca. 600 Haushalte in einem Quartier der Stadt Greven, unweit des bestehenden Wärmenetzes untersucht werden. Dabei wurden unterschiedliche Energiequellen miteinander kombiniert.
Diese umfassten ein Biomethan-BHKW sowie eine großflächige Solarthermie-Anlage mit einem saisonalen Erdbecken-Wärmespeicher.
Das Konzept des im Erdreich befindlichen Erdbecken-Wärmespeicher sah vor, einen Hohlraum im Erdreich mit Wasser zu befüllen. Eine großflächige solarthermische Anlage speist diesen Wärmespeicher.
Welche Herausforderungen/Hemmnisse (Erfolgsfaktoren?) sehen Sie für die Umsetzung?
Eine große Herausforderung ist es, ein langfristiges, mehrjähriges Projekt basierend auf gesetzlichen und Förderrechtlichen Rahmenbedingungen aufzubauen, welche sich sehr kurzfristig immer wieder ändern.
Welche Variante wird jetzt umgesetzt? (Wie geht’s weiter? Ausblick. Worin sehen Sie die Vorteile gegenüber anderen Arten der Erschließung?)
Mit dem Wärmegutschein konnte die grundsätzliche Machbarkeit einer wirtschaftlichen, sicheren, regionalen und regenerativen Energieversorgung bewiesen werden. Auf dieser Grundlage aufbauend können in Zukunft Projekte entwickelt und realisiert werden.
Welchen Beitrag hatte der WiEfm-Wärmegutschein für das Projekt und was könnte WiEfm in Zukunft für das Projekt bedeuten?
Mit dem Wärmegutschein konnte die Machbarkeit des Vorhabens geprüft werden. Das Ergebnis der Untersuchung war sehr vielversprechend, für die Umsetzung gilt es nunmehr weitere Akteure für das Projekt zu gewinnen. In die Zukunft gedacht, könnte die im Rahmen von WiEfm geförderte Machbarkeitsstudie aber der Ausgangspunkt für eine andere Variante sein, die umgesetzt wird.
Welchen Einfluss hat das Projekt auf die Region und ist ein solches Projekt auf andere Standorte übertragbar und anwendbar?
Das Projekt hat dazu geführt, dass in der Öffentlichkeit und Presse über die Idee der Nahwärmeversorgung gesprochen und bei den Menschen und Anwohnern ein Bewusstsein hierfür geschaffen wurde. Zwar wird das Vorhaben vorerst nicht umgesetzt, dennoch zeigt die Machbarkeitsstudie, dass die vorzufindenden Rahmenbedingungen stimmen. Dies kann für andere Standorte mit ähnlichen Rahmenbedingungen daher ein übertragbares Modell sein.