Schöppingen: Energiekonzept Neubaugebiet “Am Überweg”

Abschlussbericht Schöppingen
gemeinschaftliche Wärmeversorgung im Neubaugebiet und Gewerbegebiet (energielenker Beratungs GmbH)

Projektbeschreibung

Im Rahmen der Ausweisung neuer Wohngebiete der Gemeinde Schöppingen im Kreis Borken sollen die Möglichkeiten zur regenerativen Wärmeversorgung durch die Machbarkeitsstudie untersucht werden.

Die Gemeindeverwaltung ist seit vielen Jahren sehr engagiert in der energetischen Optimierung der kommunalen Großverbraucher, insbesondere der kommunalen Gebäude. So wird beispielsweise im Rahmen des REGIONALE2016-Projekts in 2018/2019 ein regeneratives Wärmenetz zur Versorgung öffentlicher Gebäude errichtet.
Der Ausbau regenerativer Energien ist auf dem Gemeindegebiet weit fortgeschritten und so ist in den vergangenen Jahren ein Mix aus PV-Anlagen, Windenergieanlagen und Biogasanlagen entstanden.
Auf der Seite der Wärmeversorgung gibt es einzelne Aktivitäten verschiedener Akteure – so z. B. ein Wärmeversorgungskonzept eines Biogas-Anlagenbetreibers zur Erhöhung der eigenen Wirtschaftlichkeit – und außerdem Wärmebedarfspotenziale von nahegelegenen Gewerbebetrieben.
Diese Aktivitäten und Potenziale möchte die Gemeinde Schöppingen in der Machbarkeitsstudie verknüpfen und eine gemeinsame Lösung entwickeln, die Neubaugebiete, Bestandsgebiete (Gewerbe) und Wärmenutzung der vorhandenen Biogas-Anlagen mit einbezieht.

Technische Daten

Technologien

Folgende Technologien wurden im Rahmen der Machbarkeitsstudie untersucht:

  • Wärmenetz
  • Pufferspeicher
  • BHKW
  • Spitzenlast-/Reservekessel

Wärmequellen

Die Wärmequellen stellen drei bestehende Biogas-Anlagen sowie ein Satelliten-BHKW im Gemeindegebiet Schöppingen dar, welche in Summe eine elektrische Leistung von mehr als 2.000 kW haben und theoretisch über 5.000 MWh Wärme zur Versorgung Dritter bereitstellen können. Ausgehend davon wird im Antrag für den Wärmegutschein auf die CO2-Emissionen von Erdgas umgerechnet (228 g CO2/kWh), womit sich eine theoretische CO2-Einsparung von über 1.000 t/a ergeben würde.

Diese Wärmequellen wurden untersucht:

  • Abwärme Biogasanlagen
  • Abwärme von Industrie- und Gewerbebetrieben (nicht weiter berücksichtigt)
  • Erdgas (BHKW)

Szenarien

In der Studie werden vier Varianten zur Wärmeversorgung berechnet und einander gegenübergestellt.

Variante 1:         Wärmenetz mit Erdgas-BHKW, Netzeinspeisung (nach KWK-G vergütet)

Variante 2:         Wärmenetz mit Erdgas-BHKW, Stromlieferung an die Firma Sasse

Variante 3:         Wärmenetz mit Abwärme aus der Biogasanlage Hummert

Variante 4:         Wärmenetz mit Abwärme aus der Biogasanlage Oing

Nachhaltigkeit und CO2-Einsparungen

Endenergieeinsparung
Die Energieeinsparungen wurden nicht untersucht. Es handelt sich um ein Neubaugebiet.

Erneuerbare Energiebereitstellung
Erneuerbare Energie wird durch die Abwärme der Biogasanlagen bereitgestellt. Genau Werte liegen nicht vor.

CO2-Einsparung
Die CO2-Einsparungen für die verschiedenen Varianten werden nachfolgend aufgeführt.

Als Besonderheit in der Variante 1 ist zu berücksichtigen, dass die Firma Sasse nicht als Wärmeabnehmer an das Wärmenetz angeschlossen wird. Deshalb sind in der Variante 1 die Einsparungen der CO2-Emissionen im Verhältnis zu den anderen Varianten geringer.

Tabelle 1: Ergebnisse der CO2-Emissionen
1. Variante 2. Variante 3. Variante 4. Variante
Wärmenetz KWK-BHKW Netzeinspeisung Wärmenetz KWK-BHKW Stromlieferung an Sasse Wärmenetz von BGA Hummert Wärmenetz von BGA Oing
CO2-Emissionen 44.271 kg/a 71.291 kg/a 11.803 kg/a 10.701 kg/a
CO2-Emissionen Konventionelle Wärmeversorgung 49.080 kg/a 104.401 kg/a 104.401 kg/a 104.401 kg/a
Einsparung 4.809 kg/a 33.110 kg/a 92.598 kg/a 93.700 kg/a
9,8% 31,7% 88,7% 89,8%

Übertragbarkeit und Umsetzungspotenzial

Übertragbarkeit

Die Übertragbarkeit der vorliegenden Studie ist für viele weitere kleine Städte und Gemeinden gegeben, die Neubaugebiete an Randlagen ausweisen und Abwärmequellen, wie z. B. Biogasanlagen in der näheren Umgebung haben. Das kommt in der Projektregion recht häufig vor.

Geschäftsmodell und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Als Geschäftsmodell für den Bau und den Betrieb der Anlagentechnik sind grundsätzlich mehrere Varianten möglich. So kann eine Einzelperson (Kaufmann, GbR o. ä.) wie zum Beispiel ein Biogasanlagenbetreiber das Wärmenetz aufbauen und betreiben oder es gründet sich eine Genossenschaft aus allen Wärmekunden. Darüber hinaus sind zudem Lösungen wie beispielsweise eine GmbH & Co. KG, bestehend aus Unternehmen (Firma Sasse/Biogasanlagenbetreiber) und den privaten Wärmekunden, möglich.

Die wirtschaftlichen Ergebnisse der untersuchten Energiekonzepte sind nachfolgend tabellarisch dargestellt. Betrachtet werden die Vollkosten, die neben der Wärmeerzeugung bzw. Wärmeauskopplung, den Transport und die Übergabe an den Wärmekunden beinhalten. Diese Wärmepreise liegen unter denen für eine konventionelle Wärmeversorgung. Damit ist die Wirtschaftlichkeit für das Projekt gegeben.

Tabelle 2: Wirtschaftliche Ergebnisse der berechneten Wärmeversorgungsvarianten (Vollkosten)
1.Variante 2. Variante 3. Variante 4. Variante
Wärmenetz KWK-BHKW Netzeinspeisung Wärmenetz KWK-BHKW Stromlieferung an Sasse Wärmenetz von BGA Hummert Wärmenetz von BGA Oing
Investitionskosten 507.543 € 580.578 € 645.597 € 573.504 €
Wärmepreis 139 €/MWh 79 €/MWh 110 €/MWh 97 €/MWh

Umsetzungspotenzial

Die Firma Sasse sowie die beiden Biogasanlagenbetreiber haben jeweils sehr großes Interesse am Projekt bekundet. Alle Beteiligten können sich gut vorstellen, sollte das Projekt umgesetzt werden, sich aktiv in die Projektentwicklung einzubringen und möglicherweise als Energielieferant, Netzbetreiber und/ oder Investor aufzutreten. Zum aktuellen Stand (September 2018) finden weiterführende Gespräche mit den Wärmeversorgern und Wärmekunden zur grundsätzlichen Bereitschaft, sich an eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung anzuschließen, statt. Aufgrund der sehr guten örtlichen Gegebenheiten (mehrere verfügbare Abwärmequellen) ist eine Umsetzung wahrscheinlich.

Kennzahlen

Endenergieeinsparung: –
Erneuerbare Energiebereitstellung: –
CO2-Einsparung: 93,7 t/a (89,8 %)*

*: jeweils bezogen auf die vierte Variante

Machbarkeitsstudie

Kosten: 14.980,00 €
Förderung: 10.486,00 €
Laufzeit der Machbarkeitsstudie: Feb. – Sep. 2018

Antragsteller

Gemeinde Schöppingen
Amtsstraße 17
48624 Schöppingen
+49 (0) 2555 – 880
gemeinde@schoeppingen.de
www.schoeppingen.de

Durchführendes Unternehmen

energielenker Beratungs GmbH
AirportCenter II, Eingang West
Hüttruper Heide 90
48268 Greven
+49 (0)2571 – 588 66 11
die-berater@energielenker.de
www.energielenker.de

Interview

Hier geht es zum Interview über die Machbarkeitsstudie.

Abschlussbericht

Hier können Sie die Machbarkeitsstudie herunterladen.