Klimaschutzmanagerin Petra Bunzel von der Gemeinde Nottuln spricht über Wärmenetze für ihre Kommune

“Klimaschutz nimmt in Nottuln einen herausragenden Stellenwert ein”

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Petra Bunzel, Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Nottuln. Foto: Anna Eckart (wfc)

Das Ziel des geförderten INTERREG-VA-Projektes “Wärme in der Euregio – fokussieren und modernisieren” (WiEfm) ist es, eine klimafreundliche und nachhaltige Wärmeversorgung für Wirtschaft und Kommunen zu ermöglichen. Auch die Gemeinde Nottuln stellt sich mit einem integriertem Klimaschutzkonzept einer großen Herausforderung: der Umsetzung ihres Energie- und Klimaschutzkonzeptes. Petra Bunzel ist als Klimaschutzmanagerin für die Gemeinde Nottuln beauftragt und setzt sich für den Ausbau von zukunftsfähiger Wärmeversorgung in der Region ein. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit als Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Nottuln, über neue Wärmeprojekte und über Herausforderungen, die sich dabei ergeben.

Welchen Stellenwert hat der Klimawandel in Ihrer Kommune?

“Die Gemeinde Nottuln hat schon früh die Bedeutung des Klimaschutzes erkannt und sich mit einer Vielzahl von Maßnahmen auf den Weg gemacht. In den letzten Jahren wurden diverse große und kleine Maßnahmen geplant und umgesetzt. Hierzu gehören das Nahwärmenetz Hummelbach mit Blockheizkraftwerken und der Holzhackschnitzelanlage, die Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden sowie die Freiflächenphotovoltaikanlage im Ortsteil Appelhülsen, die Gebäudeleittechnik, die energetischen Sanierungsmaßnahmen kommunaler Gebäude, die Fortschreibung der CO2-Bilanz und des Energie- Sachstandsberichtes, die „Energetische Zielplanung“, die Bildung von Arbeitsgruppen (Energiemanagement, AK Beschaffung, interfraktioneller AK, Erfa Gruppe im Kreis COE), Gründung des Klimanetzes, die Mitgliedschaft im Klimabündnis, die Zusammenarbeit in der Stadtregion Münster, der Beitritt im KlimaPakt des Kreis Coesfeld, die Erarbeitung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes für die Gemeinde Nottuln und vieles mehr. Die Energie- und Klimaschutzarbeit der Gemeinde Nottuln und deren unterschiedliche Fachbereiche und Gremien erhält, durch den Rahmen des EEA und der Unterstützung eines Energieberaters, ein Forum der Zusammenarbeit, des Informationsaustausches, der Diskussion sowie der Erarbeitung, Sammlung und Entwicklung neuer Ideen und Projekte und natürlich eine Bewertung. Die Teilnahme der Gemeinde Nottuln am eea -Prozess wurde bereits im Jahr 2005 gestartet. Die Auszeichnungen mit dem European Energy Award, 2005 und 2009 in Silber und 2012 und 2015 in Gold, hat die Motivation, das hohe Niveau der Energie- und Klimaschutzarbeit weiter zu verbessern, noch verstärkt.
Auch für 2017 sind viele Projekte geplant, wie z.B. die Teilnahme am Stadtradeln, eine Klimatour in Nottuln und die Mitwirkung an der Klimawoche des Kreises Coesfeld. Die Vielzahl von Maßnahmen für und gemeinsam mit den Nottulner Bürgern und Bürgerinnen belegen es: Klimaschutz nimmt in Nottuln einen herausragenden Stellenwert ein. Dieser eingeschlagene Weg soll auch in den kommenden Jahren weiter gegangenen werden.”

Welche Potentiale sehen Sie in Bezug auf Wärme für die Gemeinde Nottuln?

“In einer Gemeinde wie Nottuln, in der bisher die Gasversorgung dominiert, ergeben sich Potentiale für Nahwärmekonzepte hauptsächlich dann, wenn in energieintensiven Gebäuden, wie z.B. in den meisten öffentlichen Gebäuden die Heizungsanlagen zu erneuern sind. In diesen Fällen können neben den Vorteilen für den Klimaschutz durch die Erstellung eine Machbarkeitsstudie auch wirtschaftliche Vorteile einer Wärmeversorgung als Alternative zur Gasversorgung aufgezeigt werden. Diese Situation konnte die Gemeinde Nottuln in den vergangenen Jahren ausnutzen. Die wesentlichen kommunalen Potentiale im Ortsteil Nottuln wurden bereits ausgeschöpft. Weitere Potentiale im gesamten Gemeindegebiet müssen erst noch untersucht werden. Fest steht, je höher die Preise für fossile Brennstoffe, umso mehr Potential für die Energieversorgung aus nachwachsenden Rohstoffen.”

Welche Wärme-Projekte konnten konkret in der Kommune bereits umgesetzt werden? Welche neuen Projekte sind derzeit in Planung?

“Auf der Grundlage eines bereits 1992 erstellten Energiekonzeptes konnte die erste Wärmeversorgung externer Gebäude im Jahr 1996 realisiert werden. Damals wurde die Wärmeversorgung zweier benachbarter Liegenschaften, einer gemeindlichen Sporthalle sowie eines privaten Sportparks, umgesetzt. Die Wärmeerzeugung übernahmen ein BHKW und ein Gaskessel des Hallenbades. Dies war der Beginn des heutigen Strom- und Nahwärmeverbund Hummelbach und wurde 2005 mit einem weiteren BHKW Modul ergänzt. Im März 2011 wurde der 1. Bauabschnitt des Nahwärmenetzes „Hummelbach“ mit einer Holzhackschnitzelheizanlage in Betrieb genommen. Angeschlossen wurden diverse kommunalen Liegenschaften wie das Gymnasium Nottuln, eine Grundschule, die Hauptschule, ein Musikpavillon, ein Vereinsheim und eine Turnhalle. Zusätzlich wurden weitere private Gebäude wie die Nottulner Jugendherberge und ein Kindergarten an das Nahwärmenetz angeschlossen.”

Interview Bunzel 1
Wärmebund 2011

“Der 2. Bauabschnitt, eine Erweiterung des bestehenden Nahwärmenetzes, wurde zum Jahreswechsel 2012/2013 fertiggestellt. Daran wurden eine private Wohnanlage für Menschen mit Behinderung und weitere kommunale Liegenschaften wie die Astrid- Lindgren Grundschule, das Jugendheim, das Rathaus, die Polizei, die Alte Amtmannei, die Aschebergsche Kurie und das Verwaltungsgebäude der Gemeindewerke Nottulns angeschlossen. Seit Beginn des Jahres 2013 werden nunmehr insgesamt 32 Gebäude aus der kommunalen Holzhackschnitzelanlage mit Wärme aus regenerativen Energien versorgt. Für 2017 ist der Anschluss eines privaten Wohn-/ Geschäftshausensemble (13 ETW) bestehend aus 3 Gebäuden vorgesehen. Das energieeffiziente Projekt bildet einen wichtigen Beitrag der Gemeinde Nottuln zum Klimaschutz. Ziel des Projektes ist es, die Abhängigkeit von den stark schwankenden Prognosen für fossile Brennstoffe zu verringern und zugleich den Anteil der regenerativ erzeugten Energie zu vergrößern. Zusammen mit dem Wärmeverbund wurde außerdem ein Stromverbund vom Hallenbad bis zur Martinus-Grundschule errichtet, um den selbst erzeugten Strom der Blockheizkraftwerke zu nutzen. Die dank der Blockheizkraftwerke ohnehin niedrigen Kohlendioxid-Emissionen wurden durch die Holzhackschnitzelheizanlage noch um ein Vielfaches reduziert.”

Interview Bunzel 2
Wärmeverund 2013